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Neuro-Design trifft UX: Wie das Hirn bessere Interfaces baut

Was gutes UX mit kognitiver Psychologie zu tun hat – und warum es nicht um Hacks geht.
31.07.2025
7 Min

Design, das das Hirn versteht

Wenn ein Button zu früh auftaucht, breche ich ab. Wenn ein Formular zu viele Felder hat, verliere ich das Vertrauen. Wenn ein Onboarding zu viel Text braucht, lese ich nicht weiter.

Das ist keine Faulheit. Das ist kognitive Ökonomie. Unser Gehirn will Energie sparen. Und Neurodesign hilft, genau das in Gestaltung zu übersetzen – mit Prinzipien wie:

  • Processing Fluency: Je einfacher etwas zu verarbeiten ist, desto glaubwürdiger wirkt es.
  • Predictability: Ein klarer Ablauf wirkt sicherer – besonders bei sensiblen Themen.
  • Visual Hierarchy: Unser Blick folgt Mustern. Gute Interfaces führen, ohne zu schreien.

→ Quelle: Bejamas, 2025 / Neuro UX Design Framework

Fünf Beispiele, die wirken

🎯 Checkout-Flow für einen Schweizer Onlineshop
Nur zwei Änderungen:
– Fortschrittsanzeige eingeführt
– Reihenfolge der Felder angepasst (E-Mail vor Name)

➡ Ergebnis: –21 % Abbrüche
🧠 Warum’s wirkt: Klarheit reduziert Friktion. Predictability entlastet.

🧠 Landing Page für eine Mental-Health-App
Farbpalette in Soft-Tönen, klare Sektionen, kein Stockmaterial.
Zentrale Szene: Realistische Chat-Interaktion statt Key Visual.

➡ Ergebnis: +38 % Engagement im ersten Scrollbereich
🧠 Quelle: UX Design for Mental Health, 2025

💬 Button-Text in Versicherungs-Onboarding
„Jetzt absichern“ statt „Jetzt abschliessen“
„Zum nächsten Schritt“ statt „Weiter“

➡ Ergebnis: +12 % Klickrate, höheres Vertrauen in Umfragen
🧠 Warum’s wirkt: Emotional Triggers + semantisches Framing

👁️‍🗨️ SaaS-Dashboard mit neuer Informationsarchitektur
Redesign des Hauptmenüs: Clusterung nach Zielen, nicht Funktionen
Hover-Stati reduziert, Mikrocopy verbessert

➡ Ergebnis: –25 % Supportanfragen laut Inhouse-Analytics
🧠 Quelle: Neuro UX Case Study – Bejamas, 2025

📱 Mobile Banking App mit „Framing-Overlay“
Visuelle Rahmung der Saldo-Übersicht → sanft animierter Kreisrahmen
Keine neuen Infos – nur visuelle Betonung

➡ Ergebnis: +14 % Nutzungsrate der Budget-Funktion
🧠 Warum’s wirkt: Aufmerksamkeit durch gezielte visuelle Führung

Was mich daran fasziniert

Neurodesign ist keine Growth-Hack-Methode.
Es zwingt uns, Gestaltung vom Menschen her zu denken – und nicht vom Interface.
Nicht was hübsch ist, sondern was leicht wirkt.
Und wenn man diese Denkweise einmal verinnerlicht hat, wird jedes UI zur Hypothese.

Das macht Design nicht komplizierter.
Nur ehrlicher.

Ich werde nie mehr als eine E-Mail pro Monat versenden, versprochen!

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