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Von Sofa zu Sessel, von Rückzug zu Verantwortung

Über Abschied, Selbständigkeit und den Mut, Veränderungen zuzulassen.
Abstrakte Illustration einer leeren Wohnung mit Kisten und einem einzelnen Sessel im Vordergrund, Symbol für Abschied, Klarheit und Neubeginn.
03.09.2025
6 Min

Die letzten Male

Heute kommt meine Freundin helfen und nimmt danach den Hund mit an den neuen Ort. Das heisst: Heute Morgen bin ich zum letzten Mal hier mit ihm raus. Gestern war seine letzte normale Nacht in dieser Wohnung. Ab jetzt häufen sich die „letzten Male“. In zwei Tagen ist alles vorbei – dann stehe ich in einer leeren Wohnung, die mich zehn Jahre lang getragen hat.

Ein Zuhause, das mich geprägt hat

Diese Wohnung war mein Safe Space. Mein erster richtiger Hub, in dem ich mich entfalten konnte. All meine Zwanziger sind hier drin: Ausgangszeit, Momente mit Geld im Überfluss (zumindest fühlt es sich rückblickend so an) – und der Schritt in die Selbständigkeit. Ich habe meinen Hund trainiert, eine Büro-Ecke aufgebaut, Nächte durchgearbeitet und dabei nicht nur mein Geschäft, sondern auch mich selbst weiterentwickelt.

Ein Bild steht für all das: mein Sofa. Darauf habe ich unzählige Stunden verbracht – bis ich es verkauft und durch einen Sessel ersetzt habe. Mehr Platz, mehr Klarheit. Für mich wurde das zum Symbol: weniger Ausreden, mehr Verantwortung.

Der Bruch und die Unsicherheit

Der Umzug bringt eine Lücke. Ich verliere Autonomie, Raum nur für mich, kurze Wege in die Stadt, eine Badewanne, eine Wiese vor der Tür. Wehmut und Angst sind da. Ich bin gerne allein, brauche diesen Rückzug, um Energie zu tanken. Der Gedanke, dass mir das fehlen könnte, verunsichert mich.

Und gleichzeitig zieht es mich näher zu meiner Partnerin. Für sie ist die Freude grösser, weil sie sich schon lange darauf freut. Für mich bedeutet es eher eine grosse Umstellung. Aber eines ist klar: Ohne ihr Vertrauen und ihre Geduld wäre vieles in den letzten Jahren noch schwerer gewesen.

Selbständigkeit ist kein Witz

Die letzten Jahre haben viel Energie gefressen: familiäre Themen, finanzielle Sorgen, der Versuch, im Familienunternehmen noch etwas zu retten. Dazu die Selbständigkeit, die alles fordert. Es gibt keine Pausetaste, kein „ich mach mal halblang“. Selbständig sein heisst: auch an Tagen aufstehen, an denen man es nicht fühlt.

Und mittendrin eine Beziehung aufzubauen, war nicht leicht. Ich weiss, dass ich nicht immer der einfachste Partner war. Zwischen Aufträgen, Hund, Chaos und meinem eigenen Kopf blieb oft wenig übrig. Umso mehr bin ich dankbar, dass sie geblieben ist, dass sie vertraut hat.

Der nächste Schritt

Ich will wieder rausgehen, Netzwerke nutzen, sichtbar werden. Eine Basis schaffen, die mir erlaubt, in mich und mein Geschäft zu investieren. Mehr Geld, mehr Freiheit, mehr Selbstvertrauen. Vielleicht auch Zwischenlösungen, um Luft zu bekommen – aber klar ist: Verantwortung abgeben geht nicht.

Und vielleicht bringt die Veränderung auch in meinen Beziehungen mehr Bewegung. Weniger Rückzug, mehr Nähe – ob in der Partnerschaft oder im Freundeskreis. Es wird Zeit, Verbindungen wieder bewusster zu leben.

Räume wechseln – Identität bleibt

Die Wohnung geht. Aber die Person, die ich hier geworden bin, bleibt. Mein neues Büro existiert nur, weil ich mir hier alles aufgebaut habe. Jetzt geht es darum, zu optimieren, Klarheit zu schaffen und mutiger zu werden.

Selbständigkeit bedeutet nicht nur, ein Geschäft aufzubauen. Es bedeutet, sich immer wieder neu einzurichten – im Raum, im Kopf, im Leben.

Veränderung in der Luft

Und trotzdem: Veränderung kann auch Türen öffnen. Eine gute Bekannte übernimmt meine Wohnung. Ich selbst ziehe näher zu meiner Partnerin – was vielleicht neue Chancen bringt: neue soziale Netze, neue Begegnungen, neue Wege.

Ich spüre: Ich möchte wieder mehr mit Menschen arbeiten. Im Austausch, im Kontakt, Dinge bewegen, die grösser sind als man selbst. Projekte, die echten Mehrwert schaffen.

Wenn es dir ähnlich geht – oder wenn du Lust hast, einfach mal Gedanken auszutauschen – lass uns einen Kaffee oder ein Bier trinken. Am Ende ist es halt doch so: #bettertogether.

Ich werde nie mehr als eine E-Mail pro Monat versenden, versprochen!

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