Neulich meinte ein Freund zu mir: „Hey, XY hat jetzt so eine Männergruppe gemacht – da sind eigentlich alle drin. Heisst irgendwie ‚Testosteron-Gruppe‘ oder so.“
Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll. Kein Vorwurf in seiner Stimme, eher beiläufiger Smalltalk. Und trotzdem dachte ich: Okay … willst du mir grad sagen, dass ich nicht drin bin? Oder wartest du darauf, dass ich mich selbst einlade?
Ich hab dann gar nichts gesagt. Mir ist einfach die Sprache weggeblieben. Nicht aus Schock – eher aus diesem leisen Unbehagen, wenn man merkt, dass man irgendwie nicht mitgedacht wurde. Kein Drama. Aber ehrlich.
Ich arbeite selbstständig. Mein Alltag sieht anders aus. Viel Fokus. Viele Baustellen. Wenig spontane Gruppenabende. Und so rutscht man schnell raus aus dem Radar. Nicht, weil man sich zurückzieht – sondern weil die eigene Realität einfach weniger kompatibel wird.
Viele in meinem Umfeld gründen Familien, bauen Häuser oder leben ihr Tempo. Andere sind irgendwo zwischen Neufindung und Verzettelung. Ich bin mittendrin – aber oft nur im Stillen.
Ich will niemandem etwas nachtragen. Ich will einfach, dass wir wieder ein bisschen aufmerksamer werden. Nicht nur auf die, die gerade präsent sind – sondern auch auf die, die gerade kämpfen, aufbauen oder sich grad irgendwo zwischen allem bewegen.
Ich selbst versuche, nicht zuzumachen. Mich nicht zu vergleichen. Aber ehrlich hinzuschauen – auch bei mir. Und wenn ich merke, dass ich jemand übersehe: kurz schreiben. Oder einfach mal fragen, wie’s geht.
Ich werde nie mehr als eine E-Mail pro Monat versenden, versprochen!