Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl: Ich sehe klar. Ich weiss, wie ich arbeite. Ich weiss, was ich kann. Ich habe mich positioniert – mit Kopf und Herz.
Und trotzdem: da ist diese leise Unruhe. „Vielleicht bewegst du dich nur im Kreis.“ Oder: „Machst du dir gerade alles schwerer, als es sein müsste?“ Ich weiss, dass nicht alles davon wahr ist. Aber vieles davon fühlt sich ehrlich an.
Denn der schwierigste Teil an der Selbstständigkeit ist oft: Man erkennt die echten Fortschritte erst im Rückblick. Es gibt keinen Applaus für ein gutes Konzept. Kein Schulterklopfen für Klarheit. Keine Likes für leise, tiefe Arbeit.
Ich denke viel. Zu viel. Ich will durchdringen, bevor ich handle. Will die richtige Entscheidung treffen, bevor ich überhaupt ins Risiko gehe. Und so kreisen meine Gedanken. Erst produktiv. Dann perfektionistisch. Dann lähmend.
Ich entwerfe Konzepte, plane Ansätze, entwickle Ideen – aber wenn nichts sichtbar wird, bleibt es Theorie. Mein Perfektionismus tarnt sich dabei als „Strategie“. Ich lerne enorm viel. Aber wenn ich nicht beginne, hat dieses Wissen keinen Wert.
Was mich verunsichert, ist nicht das, was ich noch nicht kann – sondern das, was ich längst könnte, aber nicht nutze. Nicht nach aussen bringe. Nicht bepreise. Nicht verkaufe.
Lange war klar, was wir machen: Wir sind Designer:innen. Wir gestalten. Aber dieses Wort ist uns fremder geworden. Denn Gestaltung – also Umsetzen, Ausarbeiten, Layouten – wird immer mehr von Maschinen übernommen.
Was bleibt, ist das Denken dahinter. Die Idee. Die Konzeption. Der Blick für Relevanz. Der Prozess, der Dinge nicht nur schöner, sondern sinnvoller macht.
Aber genau das verunsichert auch. Denn wir wissen, dass KI vieles kann – und bald noch mehr können wird. Wir sehen, wie Tools Aufgaben übernehmen, für die wir früher tagelang gebraucht haben. Und wir fragen uns: Wie bleiben wir relevant?
Die Antwort ist nicht romantisch. Aber sie ist klar: Indem wir uns noch stärker auf den Teil fokussieren, den KI nicht übernehmen kann. Kontext schaffen. Kreative Entscheidungen treffen. Ideen verknüpfen. Sprache einsetzen. Räume denken. Mut zeigen.
Kurz: Kreativität nicht als „Look“, sondern als Dienstleistung.
Wir wollen nicht mehr alles selbst machen. Wir wollen nicht mehr in zehn Tools gleichzeitig stecken. Wir wollen den Überblick, nicht den Overload.
Und dafür braucht es etwas, das schwerfällt: Vertrauen. In die Tools. In unser Denken. In unser Angebot.
Denn kreative Arbeit ist heute nicht mehr das, was sie vor zehn Jahren war. Sie ist dezentral, hybrid, automatisierbar – aber eben auch skalierbar. Wenn wir bereit sind, loszulassen, können wir nicht nur mehr bewirken, sondern auch klarer zeigen, wofür wir eigentlich stehen.
Wir sind nicht hier, um Software zu bedienen. Wir sind hier, um Menschen zu begleiten, Ideen zu entwickeln, Konzepte zu verankern.
Vielleicht hilft dir dieser Text, wenn du auch gerade irgendwo zwischen Klarheit und Chaos stehst. Vielleicht denkst du viel – und fühlst wenig. Vielleicht willst du raus mit dem, was du kannst, und weisst nicht wie.
Was wir dir sagen können: Du musst nicht perfekt sein, um präsent zu sein. Und du musst nicht alles verstehen, um dich zu zeigen.
Kreativität ist kein Produkt. Es ist eine Haltung. Eine Entscheidung. Und manchmal einfach das Weitermachen – auch wenn man nicht weiss, wohin.
Es fühlt sich an wie Vorwärtsfallen.
Aber es ist Vorwärts.
Und vielleicht reicht das. Zumindest für heute.
Ich werde nie mehr als eine E-Mail pro Monat versenden, versprochen!