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Eine kurze Erinnerung daran, wie wir mit der Digitalisierung aufgewachsen sind

April 2, 2022
9 min

Ich bin im Jahr 1993 geboren. Zuhause hatten wir einen Familiencomputer, mit dem ausser mir und meinem Vater niemand so recht etwas anzufangen konnte. Als ich älter wurde, bekam ich meinen ersten eigenen Computer.

Photo by Etienne Girardet on Unsplash

Es ist lustig, dass ältere Generationen oft nicht wissen, dass meine Generation - die Mitte der 80er und Mitte der 90er Jahre geboren wurde - sich noch an Dinge wie das Umdrehen von Kassetten mit einem Bleistift erinnern kann. Die Digitalisierung hat unser ganzes Leben bestimmt. Aber unsere Generation ist buchstäblich mit der digitalen Revolution aufgewachsen.

Ich fühle mich überhaupt nicht wie ein «digital native» oder «digital immigrant».

Für mich waren Computer zwar immer allgegenwärtig, aber zu dieser Zeit waren Computer noch lange nicht die Lösung für alles.

Wir sind mit zwischenmenschliche Beziehungen erzogen worden. In meiner Kindheit gab es noch keine sozialen digitalen Plattformen wie wir es heute kennen.

Aufwachsen mit der Technik 🌱

Ich war immer schon von Technik und Computern fasziniert. Das Internet war super, aber es war langsam, überfüllt mit Text, und man wusste auch nicht wirklich was man suchten wollte.

Meine ersten interaktive Touchpoints

Photo by Thomas Park on Unsplash

Ich habe angefangen mit interaktiven Programmen wie Microsoft Paint herumzuspielen. Ein paar Jahre später zeigte uns ein Lehrer ein Programm, mit dem man zeichnen und interagieren konnte. Aber das Beste war das sich die Zeichnungen wie Animationen abspielten. Es war eine Art "Präsentationsprogramm" für Kinder.

Das war für mich ein magischer Moment. Ich weiss noch, wie ich den Lehrer um die CD bat, damit ich es zu Hause ausprobieren konnte.

Der Gedanke, etwas zu zeichnen, damit zu interagieren und es sogar wiederzugeben, hat mich völlig verblüfft!

Die Zeit verging und die Computer wurden schneller. Das Internet wurde schneller. Du erinnerst dich wahrscheinlich auch noch an die Zeit, als praktisch jeder illegal tonnenweise Musiktitel und andere Sachen von ansteckenden Servern heruntergeladen hat.

Sicherheit war damals noch kein so zentrales Thema wie heute. Es fühlte sich an, als wäre das ganze Internet ein imaginärer Wilder Westen.

Ungefähr zu dieser Zeit erschienen Chat-Anwendungen wie MSN (Ach, die süsse Nostalgie). Ich erinnere mich an stundenlanges Chatten mit Freunden. Lachen, weinen, dramatisieren.

Aber die wichtigste Funktion war für mich die Möglichkeit,  eigene Smileys zu erstellen und sie mit anderen zu teilen - und das schon lange bevor es Emojis gab.

Ein paar Jahre lang experimentierte ich mit Programmen, benutzte Microsoft Office in der Schule, nutzte Online-Chats und fing auch an, die ersten Plattformen der Sozialen Medien zu nutzen. Die digitale Umgebung wurde immer umfangreicher und zeigte zunehmend ihr Potenzial. Spiele wie Tycoon Achterbahn, Sims und ähnliche Simulationsspiele haben dabei geholfen, sich an die komplexen Benutzeroberflächen zu gewöhnen.

Dann entdeckte ich das 3D-Architekturprogramm, das mein Vater hatte.

Ich habe es geliebt. Ähnlich wie bei Sims konnte man einfach Wände hochziehen, es gab prozedurale Objekte, eine riesige Bibliothek mit Möbeln und Dekos, man konnte sogar die Landschaft gestalten, usw. usw. Es war also ein vollwertiges 3D-Programm.

Das war wahrscheinlich der erste Moment, in dem ich in einem professionellen Programm gearbeitet habe.


Photo by Floris Bronkhorst on Unsplash

Ich weiss noch, wie wir ein Baumhaus aufgebaut haben und irgendwann an unsere Grenzen gestossen sind. Zum allerersten Mal zeichnete ich eine Ausgangslage auf und rekonstruierte das Baumhaus so gut wie möglich digital nach, damit wir entwerfen konten.

Ich hatte ehrlich gesagt absolut keine Ahnung, was ich da machte. Ich habe einfach nur überlegt, probiert, gehandelt und hatte dabei viel Spass.

Benutzeroberflächen

Einige Zeit später bekam ich mein erstes MacBook. Ich war so unglaublich aufgeregt. Es war optisch ansprechend, es fühlte sich stabiler und professioneller an und es eröffnete mir neue Möglichkeiten, mit einem Computer zu interagieren. Ich interessiere mich stark für Musik und erinnere mich, dass ich mit der Apple-Software GarageBand herumgespielt habe.

Ich war fasziniert von der Möglichkeit, auf Knopfdruck so viele Instrumente nutzen zu können.

Ich habe ein paar Lieder komponiert und mir ein günstiges Mikrofon besorgt, damit ich mit Stimmen und Tonhöhen herumspielen konnte. Und ganz ehrlich - im Vergleich zu heute war die Qualität absolut super. Für mich war es ein Wunder, was mein kleiner Laptop leisten konnte.

Ich lernte nicht nur, wie man die Programme bedient, sondern auch, wie Musik funktioniert. Der Umgang mit all diesen digitalen Mitteln hat mich in Sachen Verständnis für die Funktionsweise dieser Dinge weitergebracht. Das Tolle an der Digitalisierung ist, dass man alles zu Hause am Rechner selbst austesten kann.

Ich denke, die Digitalisierung hat aus mir einen besseren Problemlöser gemacht.

Digitalisierung und Communities

Photo by Clay Banks on Unsplash

Ab hier ging alles  unheimlich schnell. Es ist schwer, bei den ganzen Innovationen in Hard- und Software den Durchblick zu wahren. Die ersten globalen sozialen Netzwerke verdrängten ihre frühen Vorgänger vollständig. Natürlich war der Elefant im Raum eindeutig Facebook. So viele Mitmenschen nutzten diese Seite, so dass es kaum eine vergleichbare Alternative gab.

Zum ersten Mal konnten Menschen Inhalte mit allen Freunden in einem gemeinsamen sozialen Netzwerk teilen.

Ich glaube nicht, dass wir das hätten vermeiden können.

Menschen wollen dazugehören und sich verstanden fühlen. Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit. Was Facebook damals zu einem erfolgreichen Unternehmen machte, war lediglich der Fakt, dass man dort seine Freunde vorfindet.

Es gibt mittlerweile so viele Communities, dass man kaum noch den Überblick behält. Sie sind nicht abhängig von Social Media Plattformen. Diese haben selbst als Communities angefangen, haben sich aber so entwickelt, dass sie Über die Zeit und durch Ihre Grösse einen Raum für Subcommunities geschaffen haben, welche sich auch über verschiedene Kanäle hinweg ausbreiten können.

Du findest auf jeder Social-Media-Plattform Vertreter:innen einer Community.

Heute reden wir ständig von Communities.

Wenn du eine Marke aufbauen willst, Mehrwerte für dein Unternehmen schaffen willst oder einfach nur anderen Menschen helfen willst; das Beste was man tun kann ist eine Community rund um das Thema aufzubauen, damit man Verstärkung findet und ein breiteres Publikum erreicht.

Connecting the dots.

Heute haben wir all diese Berührungspunkte mit der digitalen Welt. Wir wissen, dass Gemeinschaften ein Zusammenschluss von Menschen mit ähnlichen Ansichten sind. Heutzutage können wir für diese Gemeinschaften Plattformen aufbauen, damit sie ihr gesamtes Potenzial als Gemeinschaft mit denselben Zielen ausschöpfen können.

Ein sehr gutes Beispiel ist Blender3D

Es ist eine kostenlose Open-Source-Anwendung, die hauptsächlich für 3D-Visualisierungen und Animationen verwendet wird. Aber es gibt noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten. Die Entwickler haben eine weltweite Gemeinschaft von Nutzern aufgebaut und ihre Software so programmiert, dass sich jeder einbringen und seine Lösungen für bestimmte Probleme mit anderen teilen kann.

Mittlerweile scheint Blender3D ein Taschenmesser für alle 3D-bezogenen Inhalte zu sein.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, kannst du heute mit  völlig kostenloser Software und nur ein paar Stunden zu Hause (mit Hilfe von Tutorials der Community) so etwas erreichen:

Photo by Shubham Dhage on Unsplash
Photo by Mingwei Lim on Unsplash
Photo by Snehal Krishna on Unsplash

Das ist absolut erstaunlich. Im Vergleich zu den Gebühren ähnlicher "kommerzieller" Software wie etwa Cinema4D ist das nicht zu vergleichen. Je grösser die Community wird, desto schneller werden bessere Lösungen für jede beliebige Situation verfügbar sein. Das ist die wahre Stärke von Communities, die kostenlose Programme auf das Level von industriellen Standards bringen. So erhalten wiederum noch mehr Menschen Zugang, die sich keine Alternativen leisten können, wodurch wiederum die Community gestärkt wird.

Blender3D ist das perfekte Beispiel für das exponentielle Wachstum und das riesige Potenzial, das in Communities liegt.

Communities sind nur ein Teil der ganzen Geschichte. Eine Community kann nichts beitragen, wenn sie nicht vernetzt ist. Da wir so viel Potenzial haben, stoßen wir auch an die Grenzen der technischen Möglichkeiten. Daher ist die Lösung ein zusammenhängendes Netzwerk.

Clouds und verbundene Server

Photo by CHUTTERSNAP on Unsplash

Inzwischen weiss wahrscheinlich jeder, wie Cloud-Speicher funktionieren. Entweder befindet er sich auf einem Server oder es sind viele lokale Computer miteinander verbunden ( wahrscheinlich gibt es auch andere nennenswerte Lösungen ). Der Clou ist, dass der Zugriff auf die Server von überall aus die Leistung erheblich steigern kann. Außerdem muss sich der Einzelne nicht zu viele Gedanken über sein eigenes System machen.

Unternehmen wie ADOBE drängen ihre Kunden immer wieder, ihre Cloud-Lösungen zu nutzen. Und jeder, der in einem Team von unterwegs gearbeitet hat, hat sich wahrscheinlich schon einmal darüber unterhalten, ob er die Funktionen für die Zusammenarbeit und die Bibliotheken, die in der Cloud gespeichert sind, nutzen sollte.

Wenn wir diese Lösungen nutzen, speichern wir unsere Dateien anderswo. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass wir effizient arbeiten können. Mit cloudbasierter Speicherung brauchst du keine Dateien zu duplizieren. Alle Dateien stehen jedem einzelnen Teammitglied jederzeit zur Verfügung.

Heute ist es schwer zu beurteilen, was besser für dein Vorhaben ist.

Im Bereich der Digitalisierung und neuen Technologien geht derzeit vieles voran. Wahrscheinlich wäre es unmöglich, alle in einem Artikel zusammenzufassen. Es gibt jedoch eine letzte Sache, die für die kommenden Jahre eine entscheidende Bedeutung haben wird:

AI oder auf deutsch KI (Künstliche Intelligenz)

Photo by Michael Dziedzic on Unsplash

Es ist unwirklich. Es ist riesig. Und noch nie gab es so viele Daten wie heute. Und dies gilt für jeden Tag aufs Neue.

"Verarbeitete Daten sind Informationen. Verarbeitete Informationen sind Wissen, verarbeitetes Wissen ist Weisheit."
- Ankala V. Subbarao

Schon heute ist künstliche Intelligenz allgegenwärtig. Wenn du eine beliebige Suchmaschine benutzt, wenn du mit Siri sprichst, wenn du Konten einrichtest, selbst wenn du nur Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung hast. KI ist überall und sie wird jeden einzelnen Aspekt unseres Lebens auf den Kopf stellen.

Künstliche Intelligenz wird alle Arten von Prozessen automatisieren.

Als Designer komme ich oft mit den kleinen Änderungen in Berührung, die gerade stattfinden. Nehmen wir als Beispiel Photoshop:

Hätte mir noch vor ein paar Jahren einer gesagt, ich müsse die Haare dieser einen Person, die vor einem bunten Baum steht, herausschneiden, hätte ich mich vermutlich gedanklich erschossen. Heute muss ich nur noch den wichtigsten Teil der Person auswählen und mit einem weiteren Mausklick "Haare verfeinern" anklicken, und schon ist der Großteil der Arbeit erledigt.

Natürlich ist das nur ein sehr kleines Beispiel dafür, wozu es in der Lage ist. Aber künstliche Intelligenz macht unglaubliche Fortschritte. Bei all den neuen technologischen Innovationen, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen werden, kann man davon ausgehen, dass sie alle mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sein werden.

Ich bin sehr gespannt, wohin uns das führen wird.

In Anbetracht der Umstände, die wir als Menschheit heute bewältigen müssen, liegt meiner Meinung nach die einzige Hoffnung darin, dass wir künstliche Intelligenz und Robotik einsetzen, um uns wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.

Seit dem Babyboom nach dem 2. Weltkrieg ist die Zahl der Menschen explodiert, und zwar viel zu stark, als das wir sie mit unseren blossen Händen und Füssen bewältigen könnten. Die künstliche Intelligenz ist womöglich die Antwort und der letzte Hoffnungsschimmer, um zukünftige humanitäre Katastrophen und Krisen zu überleben.

Mit diesem Gedanken möchte ich dich nun verlassen:

Technologie ist etwas, das wir nicht aufhalten können. Aber wir können sie annehmen. Wie bei jeder anderen Innovation auch, kann man sie sowohl für das Gute als auch für das Schlechte nutzen. Wie wir es einsetzen, hängt von unseren Entscheidungen als Menschen ab. Für mich ist sie eine Chance und ich möchte die Technik für etwas Positives nutzen. Aus diesem Grund finde ich, dass es manchmal besser ist, mit Technologien mitzugehen, statt sie zu bekämpfen. Denn wenn man gegen die Entwicklung ankämpft, werden andere Menschen entscheiden, wie sie diese Technologien anwenden möchten.

Ich werde nie mehr als eine E-Mail pro Monat versenden, versprochen!

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